Hengersberg: Zu den markantesten Heiligen des Mittelalters zählt zweifellos St. Gotthard. Von den zwölf Heiligen und Seligen, die einst im Kloster Niederalteich lebten und wirkten, ist Gotthard der Bedeutendste. Über sein Leben und Wirken sind wir durch zwei Lebensbeschreibungen des Hildesheimer Domklerikers Wolfher gut unterrichtet. Wolfher studierte um 1020 an der Klosterschule Niederaltaich und schrieb auf Bitten von Abt Ratmund (1027 -1049) nieder, was er aus eigener Anschauung und aus Berichten der Mönchen über Gotthard wusste.
"Der allmächtige Gott hat es gefügt, dass in Baiern bei dem Kloster des heiligen Mauritius, welches an den Ufern der Donau gelegen und Altach genannt ist, ein Knabe von ausgezeichneten Anlagen, namens Godehard, frommen Eltern geboren wurde, die er aber an Frömmigkeit noch bei weitem übertreffen sollte" (aus Wolfhers Biographie).
Über seinen Geburtsort gibt es keine urkundlichen Belege. Nach der niederaltaichischen Tradition wurde Gotthard im nahen Reichersdorf (Pfarrei Schwanenkirchen) geboren. Auch sein Geburtsjahr ist nicht bekannt, jedoch kann dieses errechnet werden. Nach seinem Biographen Wolfher legte Gotthard nämlich Ende 991 in seinem 31. Lebensjahr die feierlichen Gelübde ab. Sein Vater Ratmund bewirtschaftete den seit 857 zum Kloster gehörigen Hof (heute Godlhof). Der Name seiner Mutter ist nicht bekannt. Der Name Gotthard - Godehard, d.h. - der in Gott Starke - ist die niederdeutsche, latinisierte Form seines Namens. Erzbischof Friedrich (Salzburg) setzte Gotthards Vater Ratmund zum weltlichen Verwalter des Klosters ein. Durch die Stellung seines Vaters konnte der junge Gotthard die Klosterschule in Niederalteich besuchen. Gotthard studierte an der Salzburger Domschule und wurde Sekretär des Erzbischofes. Um 985 erhielt Gotthard vom Passauer Bischof Pilgrim (bekannt aus der Nibelungensage) die Diakonsweihe. Am 21. Dezember 995 wurde Gotthard zum Priester geweiht. Am 27. Dezember 996 empfing er von Bischof Christian (Passau) die Abtweihe. Ein volles Vierteljahrhundert stand nun Gotthard an der Spitze des Klosters Niederaltaich. Er entfaltete auf allen Gebieten eine fruchtbare Tätigkeit. Gotthard war Künstler, Bücherschreiber, Architekt, Erzgießer, Maler, Gelehrter, Schriftsteller, kaiserlicher Ratgeber und frommer Mönch zugleich. Er ist die große bayerische Gestalt des frühen Mittelalters.